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Im Notfall helfen – den Bystander-Effekt überlisten
Auf dem Schulhof gibt es immer wieder Handgreiflichkeiten, bei denen dem Angegriffenen nicht ge- holfen wurde, obwohl mehrere andere Schülerinnen und Schüler die Situation mitbekommen haben. Warum ist das so und wie kann man sich selbst anders verhalten? Psychologen sind diesen Fragen nachgegangen und haben den „Bystander-Effekt“ entdeckt.„Bystander“ bedeutet auf Deutsch „Zuschauer“. Der „Bystander-Effekt“ beschreibt, dass Hilfeleistung desto sicherer nicht erfolgt, je mehr Menschen einen Notfall wahrnehmen. Die US-amerikanischen Sozialforscher Bibb Latané und John Darley haben im Jahr 1968 untersucht, wie lange es dauert, bis einzelne Personen bzw. Personengruppen eingreifen, wenn jemand in Not ist. Dafür haben sie folgendes Experiment durchgeführt: Studenten wurden über eine Sprechanlage vermeintlich Zeugen eines Krampfanfalls eines Kommilitonen. Von den Teilnehmern, die glaubten, sie wären die einzigen Zeugen, griffen ca. 80 Prozent innerhalb der ersten 60 Sekunden ein. Nach knapp 180 Sekunden hatte auch der letzte Teilnehmer eingegriffen. Glaubten die Versuchsteilnehmer, es gäbe einen weiteren Zeugen, hatten bei Verklingen des Tons nur 63% reagiert, 20% der Zeugen griffen erst danach ein, die übrigen Teilnehmer – um die 17% – griffen gar nicht ein. Von den Teilnehmern, die glaubten, es gäbe noch vier andere Zeugen, reagierten gerade einmal 30% sofort, etwa 30% erst nach Abbrechen des Tons. Knapp 40% der Zeugen taten gar nichts. Das Experiment bewies, dass Wahrscheinlichkeit und Geschwindigkeit einer Hilfeleistung mit der Größe der Zuschauergruppe sinken. Offen blieb bei diesem Experiment, was Menschen davon abhält, in Notfällen Hilfe zu leisten.
Bibb Latané und John Darley untersuchten auch die Ursache des „Bystander-Effekts“. Sie beschrieben fünf Bedingungen, die eine Hilfeleistung oft verhindern. Diese Bedingungen sollen anhand des folgenden Beispiels verdeutlicht werden. „Bedingung 1“ ist es, das Ereignis überhaupt zu bemerken. Wenn zum Beispiel ein Jugendlicher im vollbesetzten Bus sitzt, hört er vielleicht gar nicht, dass einige Bänke weiter ein Mädchen von einigen Jungen angepöbelt wird, da er zum Beispiel durch Musik abgelenkt ist. Nimmt dieser den Streit dann doch wahr, wird er nur eingreifen, wenn er darin eine Notlage erkennt. Dies herauszufinden ist „Bedingung 2“, denn wenn die anderen Mitreisenden nicht auf den Streit reagieren, interpretiert der Jugendliche seine eigene Wahrnehmung als falsch. Gemäß „Bedingung 3“ muss er sich zuständig fühlen. Sind viele andere Menschen im Bus, wird er vielleicht denken, dass diese doch lieber eingreifen sollen. Möglicherweise erkennt der Junge aber auch die Notsituation des Mädchens, weiß aber nicht, wie er damit umgehen soll und macht lieber nichts („Bedingung 4“). Schließlich, und das ist „Bedingung 5“, darf er sich nicht von seiner Angst vor den Folgen des Eingreifens davon abhalten lassen. Es könnte schließlich geschehen, dass die aggressiven Jungen ihn selbst angreifen, wenn er sich in den Konflikt einmischt. Besonders hohe Hürden für das Eingreifen stellen „Bedingung 2“ („Das scheint kein Notfall zu sein, weil kein anderer eingreift.“), „Bedingung 3“ („Es sind genug an- dere da, die helfen können.“) und „Bedingung 5“ („Ich will keinen Schaden nehmen, sollen doch die anderen helfen.“) dar. Bei diesen Bedingungen verringert sich die Wahrscheinlichkeit der Hilfeleistung allein deshalb, weil mehrere andere Menschen anwesend sind. Wie lässt sich der „Bystander-Effekt“ nun überwinden? Der Kriminologe Prof. Dr. Hans-Peter Schwind erklärt, dass man dem „Bystander-Effekt“ entgegenwirken könne, indem zum Beispiel die Problematik in der Schule und in den Medien intensiver thematisiert werde. Zudem könne unterlassene Hilfeleistung strafrechtlich verfolgt werden. Allerdings müsse dafür auch eine vorsätzliche Verweigerung der Hilfe vorliegen sowie die Zumutbarkeit der Hilfe gegeben sein. Persönlich würde folgender Rat besser helfen: Die Erfahrungen der Vergangenheit lehren, dass man mit größerer Aussicht auf Erfolg in eine Notsituation eingreifen kann, indem man andere Personen direkt anspricht und sich Unterstützung holt.
Wenn man weiß, dass es den „Bystander-Effekt“ gibt, dann kann man sich in Notfällen anders verhalten: Man sollte etwas mutiger der eigenen Wahrnehmung trauen, aber man darf keinesfalls allein handeln. Unterstützung kann man sich holen, indem man zum Beispiel jemanden anspricht und um Mit- hilfe bittet. Wer allein ist, sollte sich selbst schützen und in ernsten Fällen lieber unter der Notrufnum- mer 110 die Polizei anrufen. Aber man sollte anrufen!
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Unter Umständen kann der Text im Erklärvideo von dem Transkript abweichen.
Text: © Frau Neumayr
Es ist ein Erklärvideo, dass wir mit Simpleshow erstellt haben. Das Video dauert ungefähr 3:36 Minuten
Simpleshow ist ein wirklich einfaches Programm, mit dem in wenigen Minuten sein eigenes Erklävideo drehen kann. Das Prinzip ist ganz einfach: Es ist eine digitale menschliche Hand, die ein Objekt, das kann ein Text/Foto sein, auf eine weiße Fläche schiebt und dazu den Satz, den man eingegeben hat, dazu spricht. Mit Simple Show kann man die Videos auch direkt auf den Kanal von Simpleshow in Youtube veröffentlichen. Die Links findet ihr, neben dem Video, unten.
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